Der Touristenort Cala Millor gleicht im Januar einer Geisterstadt. Verwaiste Hotels und ein toter Wal am Strand, der kaum Schaulustige anzieht. Mallorca im Winter. Wolldecke statt Klimaanlage. Fleece statt Shorts. Ein Rennradfahrer auf der Suche nach der Mandelblüte:

Hier und da trifft man auf ein paar überwinternde Senioren. Wenige Geschäfte haben geöffnet. Meist sind die Rollläden heruntergelassen. Cala Millor ist weder im Winter noch Sommer eine Augenweide.
Das Thermometer braucht morgens eine Weile. Die Winterjacke hatte ihren berechtigten Platz in der Reisetasche, ehe sie gegen 10 Uhr einem dünneren Pullover weicht. Das strahlend weiße Pinarello-Leihrad lehnt am Cafe der Strandpromenade und wartet auf drei abwechslungsreiche Ausfahrten an der mallorquinischen Ostküste zwischen Felanitx, Petra und Arta. Cappuccino und Mandelkuchen werden von der Morgensonne angestrahlt. Windgeschützt kann man sogar kurz die Ärmel hochkrämpeln.
Ziel zweier Ausfahrten ist jeweils das Kloster Sant Salvador, das auf 510 Metern Höhe einen Weitblick über die Insel bietet. Ein hervorragender Trainingsberg – nicht nur für mich. Bei der ersten Auffahrt radeln die Profis von ALPECIN ein Stück hinter mir. Bei der zweiten Visite des Berges werde ich von einer kleinen Trainingsgruppe des Bora -hansgrohe Teams inklusive Emanuel Buchmann überholt. Die Jungs sind sich nicht zu schade für einen motivierenden Spruch und ein kurzes Foto am Gipfel.
In Gedanken sehe ich mich bei der Rückfahrt nach Cala Millor zwischen 10 weiteren Fahrern, alle in rot-gelb-grünen Trikots mit dem Schriftzug „Strampeln ohne Ampeln.“ Der Mannschaftswagen folgt. Der Koch wartet schon im Mannschaftshotel auf die hungrige Meute. Es gibt Spaghetti Carbonara.