Pyrenäen mit dem Rennrad – Etappe 19

Col de Beyrédes

Bei so klangvollen Pässen nördlich von Bagnéres-de-Bigorre wird der vierte Pass sehr gerne ignoriert. Es ist prestigeträchtiger, den Col du Tourmalet oder Col d‘Aspin bezwungen zu haben. Der Col de Beyrédes war noch nie im Programm der Tour de France. Spontan baue ich ihn in meine heutigen Planungen ein. Die Tour muss kurz sein, da ab der Mittagszeit Gewitter und Schauer angekündigt sind. 

Der erste Kilometer des kleinen Passes macht Lust auf mehr. Rechts von mir plätschert ein kleiner Wildbach. Der Weg führt durch dichten Wald. Kurze Passagen sind unbefestigt, aber ordentlich zu befahren. Dann legt die Steigung erheblich zu. In der Spitze quäle ich mich 18 Prozent hoch. Auf zwei Kilometer bleibt die Steigung deutlich zweistellig. Würde mir einer der Waldarbeiter seine Kettensäge reichen, würde ich mein Rad vermutlich in Stücke schneiden. 

Das gute an der extremen Steigung ist, dass die Passhöhe unerwartet schnell erreicht ist. Der Wald weicht saftig grünem Weideland. Kühe wechseln unbeeindruckt die Straßenseite. Es gibt sogar eine Herberge in diesem Niemandsland. Wegen des Wetterumschwungs will ich jedoch keine Zeit verlieren und genieße die herrliche, fast autofreie Abfahrt. In Arreau ist anschließend kurz Zeit für einen Kaffee. Der Wirt erkennt mich auf Anhieb.

Am Col d‘Aspin spüre ich, dass die frsnzösischen Sommerferien seit dem Wochenende vorbei sind. Viel weniger Verkehr, viel mehr Genuss. Und statt Hitze ist es heute äußerst angenehm. Im Vergleich zur ersten Woche bin ich 8 Minuten schneller. Geholfen hat mir dabei sicherlich auch ein älterer spanischer Radfahrer, den ich zunächst überholen kann, der auf den letzten Kilometern aber noch mal einen Zahn zulegt und mich schließlich um eine halbe Minute distanziert. Nebelschwaden ziehen bereits über die Straße. Ohne Pause geht es in die rasante Abfahrt und zum verdienten Mittagessen.

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