Warum nicht das eigene Land erkunden? Corona macht es möglich, oder so manches eben nicht. Fränkische Schweiz anstelle von Emmentaler, Toblerone und Malojapass. Eine Reise mit „Happy End“ in Oberfranken:
Geisfeld, morgens um 9 Uhr. Ein Blick auf den Kaugummi-Automat verrät mir, dass hier östlich von Bamberg die Uhren anders ticken. Ich setze mich auf mein Rad und bin nervös, schließlich gibt es hier fast so viele kleine Brauereien (etwa 70) wie Einwohner. Halte ich in jeder, ist die Tour nach 12 Kilometern in der sechsten Brauerei beendet wegen Fahruntüchtigkeit. Umso herausfordernder die Streckenplanung auf der Suche nach Dörfern, in denen nicht gebraut wird. Da diese gleichzeitig ungewöhnliche Namen tragen wie Kotzendorf oder Würgau, steht die Tour schnell.
Ein Blick auf das Streckenprofil verheißt nichts Gutes. Anstiege bewegen sich in der Regel im zweistelligen Prozentbereich. Die noch nicht aufgewärmten Beine schreien „Rückzug!“, als sie auf das Schild mit „18%“ zufahren. Mein Pech: Die „Wand von Teuchatz“ ist das Tor zur Fränkischen Schweiz. Ich werde sie in dieser Woche nicht nur einmal bezwingen müssen.
So dünn besiedelt die Region, so wenig befahren die Straßen. Die Bundesstraßen lassen sich an einer Hand abzählen. Was sich dazwischen bietet, ist purer Genuss für Rad und Fahrer. Keine Ampeln, kaum Autos und ganz viel Landschaft. Für Naturliebhaber bietet die Region, die eines der am besten erschlossenen Klettergebiete der Welt ist, jede Menge Wanderwege. Der Radsport fristet hier eher ein Schattendasein. Höchste Zeit, das zu ändern, denke ich, als ich auf Schloss Greifenstein zufahre. Auch die Felsburg von Tüchersfeld oder Pottenstein sind im Rheinland eher unbekannt, aber echte Highlights auf jeder Tour in das Herz der Fränkischen Schweiz. Meine Frau genehmigt mir vier Ausfahrten, wenn ich im Gegenzug die Wanderschuhe schnüre. Ein guter Deal. Wandern und Brauhäuser vertragen sich besser.