Pyrenäen mit dem Rennrad – Etappe 11

Col de Peyresourde

In Bagnerès-de-Luchon ist Markt. In der Bar gegenüber sitzen die rüstigen Rentner und albern bei einem Kaffee rum. Einer gönnt sich einen Rosé. Es ist gerade mal 10 Uhr morgens. In Frankreich ist Wein Grundnahrungsmittel. Na dann Prost, Monsieur.

Ich bestelle mit den ersten 1000 Höhenmetern in den Beinen eine Cola und genieße das Treiben an den Marktständen gegenüber. Vor zwei Stunden saß ich noch bei einem Café Creme im Nachbartal in Arreau. Von dort ging es auf den 1563 Meter hohen Col de Peyresourde, der die beiden Täler verbindet. So stand es zumindest auf dem etwas betagten Schild auf der Passhöhe. Die Werte im Internet gehen bis zu 1569 Meter. So ähnlich ist es auch am Mont Ventoux, der je nach Tagesform zwischen 1909 und 1912 Meter hoch sein soll. Florian, ein Franzose, den ich im letzten Drittel des Anstiegs traf, half mir beim Fotografieren und ich ihm. Schließlich überredete er mich, noch bis zum Altiport007 von Peyragudes mitzufahren. Dort sei 1997 eine Szene von James Bond „Der Morgen stirbt nie“ gedreht worden. Ich habe ihm nicht verraten, dass ich kein großer 007-Fan bin, aber die zusätzlichen Höhenmeter bin ich gern mit ihm geradelt. Ob James Bond ein Rennrad besitzt? 

Die Abfahrt bis zum Stehtisch, auf dem nun eine kalte Cola steht, war lang, rasant und erfreulicherweise mal verkehrsarm, was wohl an der Uhrzeit lag. Ein Geheimagent wäre nicht schneller ins Tal gerast. Zufrieden mit dem Zuckerhaushalt geht es überwiegend leicht bergab raus aus dem Tal. Die Sonne gewinnt deutlich an Kraft und knackt zur Mittagszeit wie gewohnt die 30-Grad-Marke. Ein kleiner Brunnen füllt die Wasserflaschen, die sich aber schnell wieder leeren. Nachdem ich das Dorf Saint-Bertrand-de-Comminges mit der Kathedrale Sainte-Marie (UNESCO-Weltkulturerbe) passiert habe, erblicke ich in der Ferne ein paar rote Sonnenschirme neben einem künstlichen Badesee. Dort gibt es bestimmt Kaltgetränke. Der letzte Rest in einer meiner beiden Flaschen dürfte schon kochen. 

Ein guter Tipp sind bei Fahrten durch winzige Dörfer ohne Einkehrmöglichkeiten übrigens Friedhöfe. Da findet sich immer ein begehrter Wasserhahn. 

Mit genügend Flüssigkeit betankt geht es weiter Richtung Arreau. Ich gönne mir bei 34 Grad einen weiteren Halt an einem Supermarkt, der gerade schließen will. Kurz danach ist der Startpunkt nach 110 Kilometer erreicht. Ich bestelle eine Pizza und 1,5 Liter weitere Getränke. Grob überschlagen habe ich damit gut und gerne fünf Liter getrunken. Auf der Rückfahrt mit dem Auto über den Col d‘Aspin bedauere ich diejenigen, die es heute erst spät auf ihr Rad geschafft haben. Sie können der Hitze nicht mehr entgehen, da der Col d‘Aspin nur sehr wenige schattige Passagen bietet. Jungs, früher aufstehen! Der Morgen stirbt nie! 

Facebook
Twitter
WhatsApp

Schreibe einen Kommentar

Kategorie auswählen

Neueste Kommentare